"Wir wissen, das wir nichts wissen." ist mein Spruch. Nach einem Vortrag bei der Textilarchäologin Dr. Katrin Kania wurde mir klar das die Quellenlage für die Beschreibung mittelalterlicher Kleidung äußerst dürftig ist. Es gibt so Dr. Kania 400 Textilfunde überhaupt und einige davon sind nur wenige Zentimeter groß. Das Buch von Dr. Kania „Kleidung im Mittelalter“ ist ein sehr guter Ratgeber für die Entwicklung eigener Schnitte. Dr. Kania hat am Ende einen Katalog der Funde angelegt,den ich sehr übersichtlich und gut zu lesen finde. Mit diesem Buch habe ich meinen ersten Schnitt nach Fund entwickelt und nach einem Besuch im Museum in "Las Heulgas" war ich mit meiner Arbeit zufrieden.Ich hatte das Kleid der Leonora von Kastilien ( einer Tochter der Eleonore von Aquitanien) nachempfunden.
Nun bin ich keine Spanierin und lebe auch nicht in der Gegend von Leon oder Burgos, doch dieses Beispiel zeigt, wie reichhaltig die Fundbeschreibung in diesem Fall war.
Die Schnitte des Frühen und des Hochmittelalters sind noch recht unkompliziert und bestehen aus Rechtecken und Dreiecken. Bis um 1244 dann der " Elisabethärmel " ein geformter Ärmel Einzug hält. Von nun an werden die Gewänder immer körperbetonter so , dass am Ende ganz enge und komplizierter Schnitte dabei entstehen. Mit Beginn der Renaissance, gibt es Bilder.Über die Bilder die Schnittführung zu deuten ist jedoch sehr schwierig. Die Bilder geben wenig Auskunft über die Machart der Kleidung.Es muss immer noch viel ausprobiert und experimentiert werden bis ein zufriedenstellendes Ergebnis dabei herauskommt.
Für diese Zeit hat die Gruppe „ Um 1504“ eine tolle Webseite mit jeder Menge Erklärungen und Beschreibungen.
WWW.um1504.de
Die Königinnen der Merowinger - ein Buch in welchem der Grafiker eine Zeichnung nach der Fundbeschriebung angefertigt hat.
gefunden wurde in diesem Fall Wisigard die erste Königin der Merowinger.
Daneben mein Versuch der Rekonstuktion
Das Überkleid der Leonora aus handgewebtem Stoff mit Hasenfell abgefüttert bis zur Hüfte danach noch ein Futter aus pflanzengefärbtem Seidenripps. Darunter ist das
Kleid der Leonora leicht zu sehen.das Original war wahrscheinlich grün, es ist jetzt olive.
Mein letzter Versuch eines Überkleides im Spätmittelalter Übergang zur Reinaissance.Hier mit Fächerhaube.
Das späte Mittelalter ist nicht so meine Sache.
deshalb hier ein Link zu den Damen von „um 1504“, die mit viel sorgfalt und gänzlich ehrenamtlich die Zeit um 1504 erforschen und ihre Ergebnisse mit allen Interessierten teilen.
Als ich anfing mit der Hand zu nähen war ich zuerst sehr erstaunt.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass eine einfache Steppnaht als Basis einer Kappnaht so haltbar ist. Inzwischen konnte ich durch Erfahrung lernen und verwende entweder die Kappnaht oder verbinde die schon versäuberten Teile über die Kanten mit einem Zick-Zack verlaufenden Stich ( siehe unten).